Kunsthalle Schweinfurt

Presse

Aufgefächert! 6. Triennale für zeitgenössische Kunst in Franken

28. Juni bis 15. September 2024

Die 6. Triennale für zeitgenössische Kunst in Franken steht ganz im Zeichen von neun Künstlerinnen. Unter dem Motto „Aufgefächert“ erkundet die Ausstellung in der Kunsthalle Schweinfurt den künstlerischen Kosmos der Teilnehmerinnen. Das Spektrum reicht von figürlicher und abstrakter Malerei über Fotografie und Videokunst bis hin zu Keramik, Textilkunst und Installationen. Damit zeichnet die Gruppenschau ein aktuelles Bild der Kunstszene in Franken, in der Frauen eine zentrale Rolle spielen.

Zu sehen sind Werke von Stefanie Brehm (*1980 in Bamberg), Fatma Güdü (*1983 in Nürnberg), Ursula Jüngst (*1965 in Miltenberg), Barbara Sophie Nägle (*1969 in Würzburg), Stefanie Pöllot (*1964 in Nürnberg), Birgit Ramsauer (*1962 in Nürnberg), Heidrun Schimmel (*1941 in Bamberg), Julia Tiefenbach (*1992 in Hof) und Lisa Wölfel (*1988 in Schweinfurt).

Die glasierten Keramiksäulen und Scheiben von Stefanie Brehm ebenso wie ihre fluiden, dynamisch-abstrakten Kunststoffarbeiten versprechen ein Schwelgen in leuchtenden Farben. Malerei und Skulptur sind hier zu einer Einheit verschmolzen.

Farbe ist auch das Thema bei Ursula Jüngst in ihren vibrierenden Leinwänden, Farbe als Träger von Empfindungen und Erfahrungen; markante Pinselstriche als ihre künstlerische Weltformel sind ihr Alleinstellungsmerkmal. Die abstrakte Malerei ist stets Auseinandersetzung mit dem menschlichen Sein, mit unserer (verstörenden) Gegenwart wie das Triptychon „Mariupol“ zeigt, dass als Teil der Triennale in der Schweinfurter Johanniskirche gezeigt wird.

Eine weitere Malerin ist Lisa Wölfel, die zwischen ihrer fränkischen Heimat und Leipzig pendelt. In ihren ausdrucksstarken Bildern dominieren oft Frauen. Atmosphärisch sehr dicht sind sie Teil von Natur und Tierwelt. Für die Triennale hat sie eigens ein großformatiges Werk geschaffen, das sich von der neun Meter hohen Decke in den Raum hinab schiebt und so die körperliche Wahrnehmbarkeit aufs Äußerste verstärkt.

Mit zarten Umrisslinien umschreibt Fatma Güdü die Formen ihrer Figuren, die sich dann in Farbflächen wieder auflösen. Eine diffuse Umgebung, nie eindeutig, inhaltlich nie wirklich zu greifen, stehen Menschen und Tiere im Zentrum ihrer Malerei. Ihre Gemälde werden im Dialog mit einer Auswahl von plastischen Köpfen gezeigt.

Videokunst und Fotografie sind die Medien von Stefanie Pöllot. Sie steht in der langen Tradition des Stilllebens, dem sie eine neue Facette abgewinnt. Die realen Arrangements mit Gefäßen, Blumen u.a. werden auf spiegelnden Flächen von analog projizierten bewegten Bildern begleitet und das Ganze dann von einer Kamera aufgenommen. So entstehen bezaubernd raffinierte Montagen in dem Paradox zwischen Bewegung und Stillstand.

Die umtriebige Künstlerin Birgit Ramsauer ist international präsent. Ihr Werk ist vielfältig, vielschichtig und außergewöhnlich: Performance, Skulptur und Installation, Fotografie und Video, Gedichte und Sound, Malerei, Zeichnung und Tape Art. Ihre Arbeit „Flip Cinema“ im Videoraum im Untergeschoss der Kunsthalle zeigt eine Performance. Die großformatigen Fotos sind ihrem „Maulwurf-Projekt“ zu danken – Dokumentationen von Performances, die an verschiedenen Orten stattfanden.

Das vielseitige fotografische Werk von Barbara Sophie Nägle umfasst Landschaften in China, Tschechien und den USA, die durch den Eingriff des Menschen massiv im ökologischen Gleichgewicht gestört sind. In ihren Stadtlandschaften rückt sie mit sensiblem Blick für das Detail ins Blickfeld, was wir sonst gerne übersehen: flüchtige Übergangszustände, Nebensächlichkeiten, Leerstellen; alltägliches Umfeld, ungeschönt, die Dinge wie sie sind. Unbekanntes, Rätselhaftes geraten in den Bann des Betrachters.

Minimalistisch erscheint auf den ersten Blick das Werk von Heidrun Schimmel: Weiße Fäden und schwarzer Organzastoff sind ihr Metier und das seit dem Studium an der Akademie der Bildenden Künste in München in den 1960er Jahren. Beim Heften werden die Stiche nebeneinander, kreuz und quer oder ganz dicht übereinandergesetzt. Es entstehen dreidimensionale Objekte im Raum. Es geht um das Material als Solches, als Ausdrucksträger und künstlerisches Medium, dessen Grenzen neu ausgelotet werden.

Die jüngste im Kreise der Künstlerinnen ist Julia Tiefenbach aus Hof, Absolventin der Studienrichtung: Bild, Raum, Objekt, Glas an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle. Für die Triennale hat sie eine „Funbox“ entworfen, die zwar nicht für das Skaten freigegeben ist, wohl aber besetzt und begangen werden darf. Ihrer Wandzeichnung „Flex“ scheint ein Bauklotzsystem zugrunde zu liegen, losgelöst von Nutzungsbestimmungen, frei für alternative Möglichkeiten. Von Julia Tiefenbach stammt auch das Graffiti „ALL I EVER WANTED WAS EVERYTHING“, als Mantra einer selbstoptimierenden Handlungsstrategie.

Mit der Konzeption, die Triennale 2024 ausschließlich Frauen zu widmen, steht die Kunsthalle Schweinfurt nicht allein da. Bundesweit ist dieses Format angesagt und zeigt damit die nach wie vor nötige Aktualität zum Thema Genderfragen in der Kunst, der Ausbildung, der Ausstellungspraxis, dem Marktanteil und -wert.

Ausgehend von der Schweinfurter Malerin Margarethe Geiger (1783-1809), der seinerzeit ein Akademiebesuch verwehrt war, nimmt die Triennale Fragen nach den Bedingungen und Chancen für Künstlerinnen in den Fokus. Bewusst wurden deshalb Künstlerinnen unterschiedlicher Jahrgänge eingeladen, um Veränderungen nachzugehen. Erst 1919 wurden Frauen offiziell als Kunststudentinnen an den Akademien angenommen. Der Akademie-Besuch ist bis heute eine wichtige Voraussetzung für die Anerkennung als Künstler/in, für den Zugang zu Stipendien, Preisen und Ausstellungen.

Im Rückblick ist es mutigen Frauen zu verdanken, die mit viel Ausdauer und über lange Jahre Veränderungen erzwungen haben. Erst vor wenigen Jahren hat die Aufarbeitung dieser Prozesse um gesellschaftliche und politische Strukturen, die ungleichen Bedingungen der Teilhabe begonnen. Ein großes Thema ist dabei die nach wie vor unbezahlte Care-Arbeit, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

Wie sieht es also aktuell mit der Repräsentation von Frauen in der Kunst aus? In Deutschland haben Frauen, was ihre Kunstausbildung angeht, mittlerweile die Männer überholt. Das trifft aktuell auch auf den Berufsverband Bildender Künstler Oberfranken und die Vereinigung Kunstschaffender Unterfranken zu. Dieser Verteilung zum Trotz ergab sich Anfang 2020 ein gender pay gap von 26 Prozent. Zwischen dem überdurchschnittlichen Brutto-Stundenlohn-Gefälle in der Kunstbranche und der niedrigen Ausstellungsquote weiblicher Kunst lässt sich ein klarer Zusammenhang herstellen.

Eine Schau, die sich allein dem künstlerischen Schaffen von Frauen widmet, hat immer auch zur Folge, dass geschlechtsspezifische Klischees aufgerufen werden. Gibt es Kunst, die irgendwie weiblicher daherkommt? Zum Beispiel die textilen Arbeiten von Heidrun Schimmel? Oder Malerei, die zart und poetisch ist wie etwa bei Fatma Güdü? Die Ausstellung bietet viel Freiraum, über diese Fragen und unsere Klischees nachzudenken.

Die Ausstellung wurde dank der finanziellen Unterstützung vom Bezirk Unterfranken, dem Kunstverein Schweinfurt e.V. und der Gesellschaft Harmonie e.V. – Schweinfurt 1827 realisiert. Als weiterer Ausstellungsort fungiert die Schweinfurter Johanniskirche, in der das Triptychon „Mariupol“ von Ursula Jüngst gezeigt wird.
 

BEGLEITPROGRAMM

Do, 27. Juni, 19 Uhr

Vernissage der Triennale

Bei gutem Wetter im Innenhof; mit Musik von Klub Kowolski. Eintritt frei

Do 11. Juli, 19 Uhr

Künstlerinnengespräch: Auf ein Glas mit Ursula Jüngst, Julia Tiefenbach, Barbara Nägle

10 Euro inkl. Eintritt und ein Getränk

Do 18. Juli, 19 Uhr

Künstlerinnengespräch: Auf ein Glas mit Stefanie Brehm, Heidrun Schimmel, Fatma Güdü.

Im Anschluss Konzert mit der Musikerin Laura Mann „Rebellinnen. Frauensache“

10 Euro inkl. Eintritt und ein Getränk

Do 25. Juli, 19 Uhr

Künstlerinnengespräch: Auf ein Glas mit Lisa Wölfel, Stefanie Pöllot, Birgit Ramsauer

10 Euro inkl. Eintritt und ein Getränk

So, 15. September, 11 Uhr

Finissage mit Preisverleihung

Eintritt frei

Öffentliche Sonderführung durch die Triennale

2,50 Euro zzgl. Eintritt

Do, 4. Juli, 19 Uhr

So, 7. Juli, 14:30 Uhr

Do, 1. August, 19 Uhr

So, 4. August, 14:30 Uhr

Do, 15. August, 14 Uhr

So, 1. September, 14:30 Uhr

Kurzführungen zum 15. Jubiläum der Kunsthalle

5 Euro (inkl. Führung und ein Getränk)

Fr, 19. Juli, 18:30 Uhr

Sa, 20. Juli, 18:30 Uhr

Veranstaltungen in der Johanniskirche

Sa, 29. Juni, 19:30 Uhr

„Ursula Jüngst: Mariupol – Malen gegen den Krieg“. Begegnung mit der Künstlerin Ursula Jüngst und Dekan Oliver Bruckmann; musikalische Umrahmung Andrea Balzer.

So, 25. August, 10:30 Uhr

Gottesdienst in der Johanniskirche mit Predigt zu „Mariupol“ von Ursula Jüngst

Offenes Atelier – Junge Leinwandhelden gesucht!

2,50 Euro (inkl. Eintritt)

So, 7. Juli, 14:30 bis 16:30 Uhr

So, 4. August, 14:30 bis 16:30 Uhr

So, 1. September, 14:30 bis 16:30 Uhr

Kinder- und Familienfest

Sa, 20. Juli, 11 bis 22 Uhr

Mit vielen Kunstaktionen, Workshops, Live-Musik u.v.m.

Bei dir piept’s wohl! Kinder-Kunstaktion mit Lisa Wölfel

Anmeldung online über www.unser-ferienprogramm.de/schweinfurt/programm.php

Die, 30. Juli, 11 bis 14 Uhr

Mit, 31. Juli, 14 bis 17 Uhr

Do, 1. August, 10 bis 13 Uhr

Kontakt

Kunsthalle Schweinfurt
Dr. Julia Weimar
Rüfferstr. 4
97421 Schweinfurt
09721 51-4737
09721 51-889-4737
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